Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?

Und wenn er aber kommt? Dann laufen wir davon!

Als ich neulich wieder Pigrato in Eschbachs Mars-Romanen begegnete (eine seiner Fähigkeiten ist Personen plausibel zu beschreiben, auch wenn er nicht Stanislav Lem’s Tiefgang hat), als er dabei war, ein Fest zu verbieten, weil es möglicherweise zu „aufrührerischem Verhalten“ führen könnte, war mein erste Gedanke: Pigrato hat keine Kinder! Natürlich hat er einen Sohn, aber der kommt erst im zweiten Buch vor.

Denn eine der Sachen, die ich mit meinen und anderen Kindern gelernt habe, ist der unabwendbare Punkt: Verbiete es ihnen und die allermeisten werden genau das Gegenteil tun. Ein Punkt, der nie einen Gedanken wert gewesen wäre, wird zur Frage: Warum?

Die Frage, die Eltern am meisten nervt, wenn das Kind ein bestimmtes Alter erreicht und man keine Antwort mehr hat, sogar eingestehen müsste, dass man darüber meint noch nie (wahrscheinlich in früher Kindheit doch, aber gespeicherte Wahrnehmung ist so eine tricky Sache) diese Frage gestellt zu haben. Sich zumindest erinnert, dass es keine Antwort gab, die zufriedenstellend gewesen wäre.

Als ich erkannt hatte, dass Verbote meine Kinder eher anspornen, hab ich versucht, dem entgegezuwirken, indem ich ihnen versucht habe zu zeigen, wie man mit gefährlichen Gegenständen und Situationen umgeht, soweit ich dies kannte. Wenn ich jemanden beibringe ein Feuer zu machen, ist es wahrscheinlich innerhalb der ersten Versuche, dass man sich verbrennt, nicht schlimm, aber erfahrungsreich genug um Feuer und Hitze zu respektieren. Und den Abstand der notwendig ist, genauso wie die Massnahmen (kühlen, aber nicht zu stark, zu tiefe Temperatur ist genauso wie Verbrennen), die man ergreifen kann, wenn es nicht so gut gelaufen ist.

Ich sporne sie nicht an, Verbote auszutesten, ich helfe ihnen (und nicht immer und oft nicht immer im richtigen Moment, ich bin ein Mensch, fehlbar) das Warum so zu verstehen, wie ich es verstanden habe. Und weiter zu kommen als ich. Beim Warum.

Mit den Verboten kam ein neuer Gedanke in mir auf. Was ist es eigentlich, dass alle Herrschaftssysteme gemeinsam haben?

Ich erinnere daran, dass Gebote nur die inverse Form von Verboten ist, wie in „Du sollst nicht töten“. Schliesse ich mich an. Ehrlich gesagt, hätte ich nie über Töten nachgedacht, wenn es nicht diese Gebot gegeben hätte.

Warum soll ich töten?

Was ne ziemlich blöde Warum-Frage ist. Denn ich bin Alles-Fresser. In Konklusion hat die Evolution ergeben, dass ein Wesen, welches flexibel seine Nahrung umstellen kann, möglicherweise mehr Erfolgschancen hat. Ich bin ja nicht die einzige Art, die diese evolutionäre Eigenschaft geerbt hat.

Und klar, als Radikal-Pazifist gehe ich raus und ernähre mich von den Früchten (Pilze sind auch Früchte). Wenn ich eine Umgebung habe, die das hergibt. Aas ist auch eine begrenzte Möglichkeit, es muss schon frisch sein. Aber: Einer hat getötet. Klar kann ich die Schuld weiterschieben, ausser ich profitiere.

Aber daraus folgt, töten ist auch eine Option (frag das Mammut), wenn die Umstände es erforderlich machen. Und ich töte nicht, nicht wenn es die Situation nicht erfordert. Manchmal mag ich irren, was erforderlich ist. Aber es gibt einen Grund, warum man Soldaten drillen und drangsalieren muss, anders ist der Impuls NICHT ZU TÖTEN zu stark. Zumindest bei mir.

Ich tue es, wenn ich muss. Nicht mit Freude, sondern mit Respekt. Gegenüber dem Wesen, dass ich lange gekannt habe, und sei es nur ein Huhn. Das Nachkommen hat. Denn jedes Leben ist vergebens, dass sich nicht fortpflanzen darf. Und wer möchte der Richter sein?

Und wie verhalten sich Menschen eigentlich?

Wenn kein Gesetz, kein Ordnungshüter, keine beobachtende Instanz da ist?

Die einen Bohren in der Nase und beglückwünschen sich bei grösseren Fundstellen, die anderen gehen fremd und doch nicht wirklich (ausser den Krankheiten, die sie nach Hause schleppen). Wir kennen kein Gesetz, keinen Ordnungshüter. Ein Mensch verhält sich wie ein Mensch, mit allen Vor- und Nachteilen und nicht vorhersagbar im Detail.

Wenn Menschen ein Baby sehen, dann haben sie eine starke Tendenz zu reagieren. Was Überreaktionen einschliesst. Auf den Zustand des Wesens. Sie versuchen es zu beruhigen oder auch zu bespassen, sie interagieren mit diesem Wesen und kein Gesetz, keine moralische Regel, kein Verbot leitet sie in diesem Moment. Sie tun es einfach weil es sich richtig anfühlt (auch wenn es im Nachhinein anders aussehen mag und vielleicht ist). Zumindest war und ist es für mich so. Allerdings warte ich normalerweise bis das entsprechende Wesen mir signalisiert, dass es mich wahrnimmt.

Wenn Menschen Menschen in der Kneipe, irgendwo, treffen, dann haben wohl die Wenigsten irgendeine Verhaltensregel oder Gesetz im Kopf, ja Konditionierung ist ein heikles Problem, sie reagieren instinktiv mit Abneigung, Zuneigung, mal sehen, in unterschiedlichen Ausprägungen. Konditionierung springt erst nachher an. Darf man das? Ist das erlaubt?

Und Menschen regeln es, wo auch immer, normalerweise ohne Ordnungshüter. Ausser man muss eine höhere Instanz anrufen, weil man im Hier und Jetzt nicht mehr genug Argumente hat. Hilfe herbeifleht. Von Herrschenden mit mehr Macht. Weil man nicht ertragen kann auch mal zu verlieren. Die Erfahrung noch nie gemacht hat, vielleicht. Oder weil die Macht des Clans so falsch und mächtig ist, dass man keine Chance hat. Da kommt mir der Spruch „Wehret den Anfängen“ in den Sinn. Dynamik und exponentielle Funktionen werden ja vom Menschen gern unterschätzt, wie der König mit dem Schachbrett und dem Reiskorn, der Pleite ging oder die Titanic.

Und leider kann ich nur für mich und meine persönlichen Erfahrungen sprechen, nicht für ein WIR, für Andere, noch nicht einmal für meine Kinder. Und ich kann meine Erfahrungen ebensowenig weitergeben, wie meine Kinder dies könnten. Sie sind ein persönlicher Einmaligkeitsbereich. Den jeder Mensch, jedes Lebewesen, wie ich meine, hat. Und schätzen sollte, so er oder sie oder es es denn kann.

Aber in einer aggressiven Umwelt, und die bayrische Umwelt als Flüchtlingskind von Menschen aus Dresden, hatte durchaus ein aggressives Moment, man lernt Menschen aus Perspektiven kennen, die man nicht für möglich halten würde.

DENNOCH. Ich kann mich an keinen Menschen erinnern, den ich kennenlernen durfte, der sich je unmenschlich verhalten hätte oder dies auch nur im geringsten Maße angestrebt hätte. Wir waren unterschiedlicher oder gleicher Meinung, aber wir haben uns geschätzt (oder verachtet, oder verachtet und später geschätzt) als Menschen, als Wesen. Auch und gerade wenn wir uns bekämpft haben, Prügeleien sind mir aus früher Jugend nicht fremd. Ausser äusseren Einflüssen gab es keinen Grund Todfeinde zu sein. Nicht einer Meinung ja. Aber Freunde, auch wenn Abgründe bestanden und nicht überbrückt werden konnten. Aber die helfende Hand, wenn derjenige Hilfe braucht, egal was er oder sie oder es angestellt hat, war immer da. Von allen Mitverschwörern. Denen, die sich gesagt haben, ich kenn dich, ich weiss wann ich dir nicht trauen darf, du auch bei mir. Wir stehen dass durch. Gib mir deine Hand. Egal wie sehr man sich „gehasst“ hat. Hass ist auch nur Liebe, die Kehrseite der Medaille. Auch und gerade von denen, von denen man es nicht erwartet hätte, „Todfeinde“ oder „Niemande“ aus der Pubertät und in der Pubertät.

Ich habe Menschen kennengelernt, die ich erst aufgrund ihres Äusseren abgelehnt und nachher umso mehr geschätzt habe. Ich habe auch Menschen kennengelernt, die ihrem hüllenlosen Äusseren entsprochen haben, ja. Keiner von denen war ein „Unmensch“. Verzweifelt, ja, manchmal sich in das Optionslose navigierend. Und ja, Ausnahmen, bestätigen die Regel. Soweit, so korrekt.

Nehmen wir Milgram, extrem interessant, ja, aber statistisch wahrscheinlich? Ja, unter bestimmten Voraussetzungen entwickelt sich der Milgram-Gradient in eine nicht erfreuliche Richtung. Aber wissenschaftlich gesehen. Wir haben ein ziemlich kleines Sample, wir haben noch nicht mal Doppelt-Blind-Standard, wir haben ein Ergebnis. Korrekt. Eine Möglichkeit aus Vielen. Wir haben kein statistisch belastbares Material für die Normalsituation und auch für die Extremsituation, dass nahelegen würde, wir sind per se sadistisch und warten nur auf eine Gelegenheit.

Milgram sagt nur, wir können, Umstände entsprechend, Abgründe entwickeln, die wir gern aus unseren Träumen verbannen würden. Der Mensch hat immer und jederzeit die Möglichkeit sein eigenes Anti-Teilchen zu sein.

Es fehlen die Experimente, die Samples, aus denen wir lesen könnten, wieviele Wärter sich mit den Gefangenen verbünden, gemeinsam rauchen, trinken, essen und Spiele spielen, bis die Zeit vorbei ist. Es ist, schlicht gesagt, interessant aber nicht repräsentativ. Mein eigener Bias spricht dagegen.

Letztendlich bin ich wahrscheinlich nur ein Konstrukt meines Geistes, eine Idealversion, wie ich gerne wäre, mit der besonderen Fähigkeit, alles zu vergessen, was dem widerspräche. Hat wohl was mit dem Se;bsterhaltungstrieb zu tun. Mag sein.

Aber was ich weiss, aus der Summe meines Lebens, ich habe alle Verbote missachtet, die meine Eltern mir wohlwissend mitgegeben hatten, und ich habe trotzdem die „Prüfung“ in ihren Augen bestanden, nicht in meinen. Ich sah Notwendigkeiten aufgrund von Kindern, die hinterfragbar sind. Aber ich habe dem Rädchen nicht soviel Widerstand entgegengebracht, dass es zerschellt wäre. In den Augen meiner Eltern ein Erfolg. In Gedenken an meine Kinder auch. In Begriffen der imaginierten Idealversion ein Desaster, aber zumindest lebe ich noch, habe Kontakt zu allen. Man lernt im Alter die Kleinigkeiten zu schätzen.

Zurück zum Thema. Ich brauche keine Verbote. Ich wusste damals schon, dass es falsch war, Pralinen aus der Schachtel von Oma zu stehlen, ich kannte noch keine Nation, kein Gesetz. Und alles was Oma gesagt hat, als sie es entdeckte, und was mich viel gelehrt hat war: Warum hast du denn nicht gefragt?

Ich sinke heute noch vor Scham in den Boden.

Was ich damit ausdrücken will, ich weiss was für mich falsch und richtig ist (vorher). Und manchmal habe ich für mich das Falsche getan (blöd wenn die Auswahl heisst, das Falsche oder das doppelt Falsche). Normal, wir sind Menschen, niemand kann verlangen, dass wir immer das Richtige tun, Wir bemühen uns. Nach Kräften. Und im Grunde meines Herzens (ich nehme an, dass er mehr als ein Herz gibt, das ähnlich schlägt) wünsche ich niemandem Böses. Nicht, wenn ich darüber nachdenke. Auch wenn es mein momentanes Gefühl sein mag.

Ich habe meinen Kompass, alle Menschen die ich kenne haben ihren Kompass, wir verstossen alle gegen das Idealbild, dass wir von uns haben, aber wir befolgen Regeln, die keine Religion, kein Gesetz bis anhin definiert hat (oder nur als Zerrbild). Im Miteinander befolgen wir die Regel des Miteinander, nicht des Gegeneinander. Was ja oft versucht wird, divide et impera (teile und herrsche). Wir befolgen und verhalten uns nach Regeln, die keinem aktuell bekannten Gesetz entsprechen. Wir befolgen die Regel, dass die Situation in der Gemeinschaft so ausgeglichen als möglich sein sollte. So konfliktfrei wie möglich. So menschlich wie möglich. Auch und gerade wenn wir uns und unsere Idealversion dafür verleugnen müssen. Judas und Petrus, die armen Knechte.

Kommen wir zum Punkt zurück: Wer braucht Verbote(Gebote)?

Ehrlich? Das Schlimmste was passieren kann? Schon mal die Nachrichten wahrgenommen? Such dir deinen Filter aus und sag mir ernsthaft, dass das was du siehst nicht grausam ist. Und selbst wenn du dir ein Model für Kosmetik aussuchst, mach dir klar, was es für dieses Model bedeutet, gehe den Weg des Models in entsprechenden Mokassins. Es ist sicherlich nicht so heiss und napalmlastig wie Vietnam, aber es hilft beim Verstehen.

Oder du gehst zur einzigen Essenausgabe und alles was du bekommt ist ein extrem bleihaltiges Menü? Welche Grausamkeit der Herrschaft kann noch überboten werden? Gibt es noch Abgründe, die die Menschheit noch nicht ausprobiert hat? Ausser der Selbstauslöschung?

Aber wem verdammt nochmal sind Verbote hilfreich, wenn wir sie gar nicht benötigen, um mit anderen in Kontakt zu treten?

Ob ich Religionen, Könige, Pharaonen, Kaiser, Demokratie, egal welche Herrschaftsform ich anschaue, ohne Verbote geht es nicht. Verbote definieren nur eines: Macht über Andere.

Um zum Finale zu gelangen, warum haben so viele Menschen Angst vor Anarchie, wenn jeder Mensch sie doch ständig lebt?

Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?

Geschichten, die wir uns erzählen

Pan Narrans und das Dilemma von divide et impera

Ich bin ein Lügner. Punkt.

Ich erzähle mir eine Geschichte von mir die nicht stimmt. Das weiss ich spätestens seit den zehnjährigen Klassentreffen, bei denen alte Geschichten aufgewärmt wurden und sich die Geschichten immer weniger ähnelten.

Ausserdem ändert sich die Geschichte, meine Geschichte, dauernd. So ein „passend“ Zwang. Manchmal hilfreich für andere, manchmal das Gegenteil.

Und selten merke ich es.

Wie man herausgefunden hat, wird unsere Erinnerung bei jedem Abruf verändert. Wir vergessen Dinge, für fügen Dinge hinzu die passend erscheinen und speichern das dann als die Erinnerung ab die längst nicht mehr unsere erste Erinnerung ist.

Soweit, so normal. Terry Pratchett hat das aus meiner Sicht sehr gut mit Pan Narrans definiert. Der geschichtenerzählende Affe. Wir lieben Geschichten, wir erzählen gern Geschichten und unseres verdrängtes Primatenerbe macht uns das Leben in der Realität schwer.

Meine Geschichten ähneln eher der Hoffnung und Erwartung wie ich gern sein würde, weniger dem, was ich tatsächlich bin. Auch wenn es mit der Zeit besser geworden ist. Oder ich es mir schöner geredet habe.

Um es als idyllisches Bild auszumalen, Lebewesen sitzen am Lagerfeuer und erzählen sich ihre Geschichten. Die nicht wahr sind. Die nicht wahr sein müssen.

Und die doch einen Teil der Seele, des Wesens des Erzählers offenbaren. Blank und angreifbar.

Natürlich ist dies alles andere als harmonisch. Vielleicht hilft es, sich an Spiele wie Mensch-ärgere-dich-nicht mit der ganzen Familie zu erinnern. Meist straft man die Geschichten, die man über sich erzählt, bei einem Spiel Lügen. Dann kommt der Primat zum Vorschein. Die Fassade der Zivilisation ist immer noch hauchdünn.

Aber selten, auch wenn jahrelange Zwiste und Verstimmungen die Folge sein mögen, greifen wir zur Waffe und zur endgültigen Tat. Nicht solange wir andere Optionen noch erkennen mögen.

Divide et impera ist nicht von den Römern erfunden worden, sie fanden nur die geeigneten prägnanten Worte für dieses Prinzip.

Es ist ein Effekt der beim Geschichtenerzählen passieren kann und häufig passiert, der Umstand, dass andere Personen in einem schlechteren Licht erscheinen als man selbst. Da das eigene Ego immer bestrebt ist, einen in die Mitte der imaginierten Kathedrale zu hieven. Ob als Märtyrer oder Held ist nur eine Frage des Stils. Würde ich sagen. Vielleicht mag es andere geben die ähnliches oder das Gegenteil behaupten. Ich erzähle nur Geschichten.

Für mich sind Geschichten ein Weg, sich näher zu kommen, sich dem gegenseitigen Verständnis anzunähern.

Natürlich wurde auch sehr schnell und früh erkannt, dass Geschichten eine Möglichkeit darstellen, die einen von den anderen zu trennen und zu unterscheiden. Die alte blöde Gut-Böse Nummer. Religionen sind nur der Auswuchs von Machtfehden innerhalb von Stämmen. Verstossene, die es nicht ertragen konnten, dies als Chance zu sehen, sondern sich der Rache verschrieben haben. Oder wie sollte ich Moses anders interpretieren?

Und heute? Befinden wir uns in einem perfektem Sturm?

Alle Geschichten wirbeln durcheinander. Keiner traut mehr keinem (wie auch ich mir selbst nicht mehr traue), weil wir glauben gelernt haben, dass Geschichten wahr sein müssen. Nach einer realen Begebenheit, wie Hollywood sagen würde. Weil wir mehr erwarten als nur Geschichten. Die ultimative Wahrheit am Besten. Und wir wissen mehr darüber als jeder andere. Wirklich?

Weil wir Menschen nur noch anhand von Geschichten beurteilen.

Einer mag die schönsten Geschichten erzählen, aber der, der mir im richtigen Moment die helfende Hand reicht, ist mehr wert als alle Geschichten. Auch wenn unsere Geschichten uns gegenseitig nicht gefallen sollten.

Es ist kein Widerspruch, demjenigen die helfende Hand zu reichen, der sie braucht und Geschichten zu erzählen, die damit nicht konform gehen. Was wir tun, im Hier und Jetzt, ist entscheidend. Was wir darüber denken, ist eine, vielleicht, interessante Geschichte.

In diesem Sinne: Machen ist krasser als Labern.

Tun wir endlich was!

Versuchen wir Mensch zu werden und die helfende Hand zu reichen. Geschichten sind gut für danach, am Lagerfeuer. Und garantiert kein Grund sich deswegen zu streiten.

Und ja, ich meine Wir vereinnahmend, auffordernd, an alle Menschen. Denn wir sind wir alle, selbst der Mörder, der Verachtete, der Verurteilte, der Feind.

Fermat – a geometric approach

Work in progress …

Beginning to read again the „The Last Theorem“ I was confrontated with Fermat. Not for the first time. As an enthusiastic never-ever-mathematician I, of course, could not resist to eye on this problem. That story where Fermat said, that a2 + b2 = c2 only works in this power and not for power of 3. As far as I understood the basics.

The formula is expressing the relation between the three lines in two dimension forming a right triangle. And only for this type of triangle. The maths are based on geometry and the explicite form of a right triangle, which requires at least two dimensions.

Usually, as far as I have seen, and I have not seen almost something, Fermat is connected to number theory. But I ask myself, is it really a problem of number theory, sure also, but where is the source. And the source, as far as I understand is geometry and dimension.

For me, as a stupid, it seems that the power of two is the equivalence for the geometric relations of the dimension n = 2. Ignoring for the moment, that it requires a special triangle type. So I tried to reduce. The dimension. Getting to the source.

What if I think a radical triangle with two angles zero and one angle 180o? A line.

With a split point somewhere up the line. Middle is a very special situation. Results in an equiliteral or isosceles triangle if extending the dimension. Only one right triangle is possible if the split point is in the middle (45o, 45o, 90o).

But we end up with a line split somewhere, where a + b = c is true, but a2 + b2 = c2 only if a and b are zero or c is zero. According to current rules in the first dimension. Extending to the next dimension is just lifting a and b by an defined angle and closing the gap. So we get a‘ and b‘ not equal to a and b, whereas c is not changing.

So I could assume:

a1 + b1 = c1

a2 + b2 = c2

a3 + b3 = c3

Looks like a promising pattern. If I ignore forms and dimensions. Concentrated on numbers only.

But thinking in dimensions, shapes and geometry it makes only sense for the first and very limited for the second dimension. And only for the special case of a right triangle. Or a shape I could cut into right triangles. The third dimension usually needs more points to describe the form and relation.

So the question is, do there exist three dimensional shapes using a right triangle with always equal values for all a, b and c representations of the right triangle used to create the shape? A cone could possibly fulfill this requirement.

https://en.wikipedia.org/wiki/Cone#/media/File:Cone_with_labeled_Radius,_Height,_Angle_and_Side.svg

But will a3 + b3 = c3 or r3 + h3 = c3 work on specific shapes and give us a useful information?

As the right triangle is a special case of triangle in the second dimension it is highly to expect that only a even more special shape in the third dimension can give a useful and correct result. It is imho very possible that if, the result is related to the volume, not to the length of lines.

But more I think that the formula will need a transformation to represent correctly the dimension. From a quick test I have seen that at least mathematically

(a2 + b2)3 = c2*3

gives some valid mathematical results. If they make sense in geometry I don’t know yet. Only a short test with simple integers for a and b. It seems also to work for higher dimensions

(a2 + b2)n = c2*n

So one could argument, that the transformation of the formula to the next dimension or power is wrong and it therefore can’t work, if you elevate the relation between a, b and c to the next dimension based on special triangle shapes.

And correct transformation steps would be

an + bn = cn where n > 0 and n < 3

(a2 + b2)n = c2*n where n > 2

Reason: Beginning with the third dimension, I have to treat two dimensional shapes as an object, so I must treat a2 + b2 as an object. Raising the power simply on a and b destroys the object and its sum relation.

From number theory this would probably lead to the idea, that any or most sum relations and equations where power/dimension is involved can’t be splitted if you want to raise it to a higher power by simply raising the power. The power to raise has to be used on the sum, not on the summands. Probably there is already an algebra rule that would be broken by only raising the power of the summands and the equation. Should search for it.

Still thinking …

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Entwurf einer Utopie

Ein Diskussionsbeitrag über die Zukunft menschlicher Zivilisation

Zusammenfassung

  • Mensch
    • Du bist verantwortlich und das Gastrecht ist „heilig“
    • Die Ohnmacht des Volkes ist die Macht der Eliten
    • Wie ich dir, so du mir
  • Struktur
    • Kein Anrecht auf Besitz
    • So einfach wie möglich
    • Vielfalt

Einleitung

Dies ist nur ein Manuskript, ein Entwurf. Sinn ist es, dass die menschliche Gemeinschaft diesen Entwurf erbarmunglos analysiert, diskutiert, zerfleddert und, wenn möglich, verbessert.

Wahrscheinlich bin ich auch der Hybris schuldig, dass ich es wage oder erwäge, meine Gedanken als Leitbild für eine mögliche Zivilisation zu sehen. Eher mit Sicherheit. Aber ich werde niemanden auf das Schafott führen, nur weil er meine Gedanken nicht teilt. Ich werde jedes Leben weiterhin als einzigartig ansehen, in welcher Form es auch zu Tage treten mag. Ob es mir behagt oder nicht.

Und natürlich werde ich gemäss meinem Naturell und meiner Konditionierung reagieren. Was weder schön, noch sinnvoll, noch hollywoodreif ist. Ich bin Mensch, ich lerne und manchmal weigere ich mich zu lernen. War doch so schön hier und so.

Auch wenn ich meine Konditionierung erkenne, ist die Handlung meist schon Geschichte, wie heisst es Nachher ist man immer schlauer.

Erkenntnisse aus Diskussionen

Hatte gerade ein Kneipengespräch mit einem jungen gut informierten Menschen, der mich auf den Unterschied zwischen Besitz und Eigentum hinwies. Marx hatte nie ein Problem mit Besitz, mit Eigentum durchaus.

Mein erster Impuls war: Oh Mann, wie konnte ich das nur verwechseln? Was bin ich für ein Idiot!

Blöd nur, ich habe es nicht verwechselt. Denn das Recht auf Besitz führt zum Recht auf Eigentum. Und ich möchte das Problem an der Wurzel packen. Besitz ist die Implementierung des Rechts auf Aneignung ohne Kompensation. Aneignung ist notwendig und korrekt, aber sie bedeutet auch Kompensation. Ausser man deklariert Besitz. Besitz ist ein Zustand, Aneignung eine Handlung.

Und ich bin mir bewusst, dass Reiche, Imperien, you name it, auf Gedanken und Blut gegründet, einen normalen Zyklus haben, den man beschleunigen aber nicht durchbrechen kann.

Es ist nicht die Frage, was jetzt möglich ist. Es ist die Frage, was möglich wäre und wofür es sich lohnen würde sein Leben produktiv einzusetzen (nicht als Kanonenfutter)?

Natürlich berührt das auch Glaubensfragen. Denn Religionen waren, aus meiner Sicht, nichts anderes als Versuche Zivilisation zu strukturieren und ermöglichen. Das sie korrumpiert wurden, wie alle ausgedachten Herrschafts- und Kontrollsysteme, ist nicht die Frage. Eher, welche Erkenntnisse sind diesen Religionen gemein.

Eine Regel haben viele gemein: Was du nicht willst, dass man dir tu, dass füg auch keinem anderen zu.

In der Urform. Die Christen haben dann „Tue anderen das was dir getan werden soll“ daraus gemacht, Kant hat sich bemüssigt, Gesetz als eine statische unvermeidliche Institution anzusehen, die man referenzieren kann, aber im Kern das Gleiche gesagt.

Ach ja, nein ich brauche weder Marx, noch Morus, noch einen Titel um mir Gedanken um die Welt von morgen zu machen. Ich habe Töchter und Enkel. Das ist für mich Grund genug.

Annahmen

Weder ist Demokratie die geeignetste Form der politischen Organisation von menschlichen Gemeinschaften, noch ist „parlamentarische Demokratie“ eine Demokratie. Siehe Hybris und Nemesis von Mausfeld.

Alle Versuche eine Ordnungsstruktur und verbindliche Regeln zu errichten, sind als das anzusehen, was sie sind: Die Errichtung von Machtstrukturen, die anderen vorschreiben, was richtig und was falsch ist. Und zwar ohne im Besitz einer allumfassenden Wahrheit und Kenntnis zu sein. Siehe Mobilität ohne Regeln.

Verantwortung ist weder teilbar noch delegierbar. Wenn Menschen in meinem Namen und Auftrag sprechen oder handeln, bin ich verantwortlich, für alles, was in meinem Namen geschieht. Wenn ich die Verantwortung für Menschen (z.B. Kinder) übernehme, ist alles was geschieht meine Verantwortung. Selbst wenn ich es nicht beabsichtigt habe, was ja nur bedeutet, ich habe die Sache nicht bis zum Ende gedacht. Siehe die Geschichte vom Baron und Oma/Tiffany Weh von Terry Pratchett (Hinweis: Man muss das Buch lesen, nicht die Zusammenfassungen).

Der Mensch verfügt über eine Tötungshemmung, die ihm im Militär abtrainiert werden muss, wie auch über einen inneren Kompass für etwas, dass man so leichtfertig „Gerechtigkeit“ nennt. Dazu sind weder Erziehung noch Bildung notwendig. Natürlich gibt es Ausnahmen. Und ja, man kann sie zum Standard erziehen.

Wie auch andere Lebewesen, die von geborgter Energie leben, besitzt der Mensch ein sehr feines Gespür dafür, wenn jemand sich mehr nimmt, als ihm zusteht. Viele Psychologen haben sich an der Bestimmung der Universalien versucht, siehe Donald E. Brown, wobei oft nicht klar wird, in wie weit bestimmte Eigenschaften nicht doch auf Ähnlichkeiten in Kultur und Glauben zurückzuführen sind. Insofern ist das „feine Gespür“ eine Annahme und Vermutung von mir, die ich auf meine Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern zurückführe. Dies schliesst auch die Möglichkeit eines persönlichen Bias ein.

Der Mensch manipuliert und ist manipulierbar. Er unterscheidet sich in diesem Punkte nicht von anderen Lebewesen. Wer schon mal bewusst gesehen hat, wie Efeu einen Baum erwürgt, während Misteln ihn aussagen oder wie eine Pflanze anderen Pflanzen das Licht wegnimmt, der weiss was ich meine. Siehe auch Rupert Lay zu Manipulation (interessanterweise hat das Buch, das ich habe, noch den Titel Manipulation durch Wissenschaft und Sprache, Wissenschaft scheint mittlerweile entfernt worden zu sein).

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Als Einzelwesen ist er schwach und verwundbar. Ohne Gemeinschaft ist der Mensch nicht überlebensfähig, auch wenn es Ausnahmen wie Eremiten gab. Und damit meine ich den Menschen nackt, so wie er geboren wurde, nicht den verwöhnten Menschen westlicher Prägung mit all den Spielzeugen, die nur eine Gemeinschaft erschaffen konnte.

Politik, abgeleitet vom griechischen polis (Stadt, also alles was die Stadt betrifft), ist Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Nicht mehr, nicht weniger.

Natürlich kann man diesen Begriff überladen, definieren, dass Politik nur Spezialisten, also Eliten gehört, und kein anderer nur annähernd eine Ahnung davon hat. Das ist nur einer der Vielfrontenangriffe der derzeitigen Eliten. Nie vergessen, die sind nicht blöd, sonst hätten sie nicht so lange überlebt. Die Verführungskraft der Nach-Riefenstahl-Ära ist nicht zu unterschätzen.

Das Problem mit Religionen ist, tut mir leid, wir brauchen sie. Ob es uns gefällt oder nicht. Da wir nicht wissen, nicht wissen können, auch wenn wir unsere Sinne technisch erweitern, was die tatsächliche Realität ist, hier, jetzt, im Moment, nur eine Ahnung davon haben und manchmal richtig und manchmal fast falsch (nicht tödlich) liegen, bleibt uns nichts anderes als glauben. Glauben, dass es so oder so ist. Und unsere Seele und unser Leben diesem Glauben anzuvertrauen, auch wenn es blöd ausgeht. Das Gemeine ist, du kannst niemanden fragen, der gestorben ist.

Wenn wir also Religionen, wie Kapitalismus (Glaube an Profit und Arbeit), egal in welchem Gewand sie erscheinen, nicht los werden können und unsere vielen Versuche der Ausrottung gescheitert sind, warum es nicht einmal mit einer Symbiose probieren? Religionen sind so alt, dass sie viele elementare menschliche Weisheiten transportiert haben, auch wenn sie sie nicht mehr leben, sondern sie als Reliquien verehren. Warum sich nicht trauen, einmal konservativ (bewahrend) zu sein, im Wortsinn, nicht wie ein reaktionärer Revolverheld, der seine Privilegien verteidigt, wenn nötig über Leichen gehend?

Ganz wichtig, deshalb zum Schluss, dies ist nur meine Imagination einer Form von menschlicher Gesellschaft, die ich als würdig für den Namen Zivilisation halten würde. Eine Utopie, klar, ich glaube, ich habe darauf hingewiesen. Es ist kein du musst so oder so sein. Es ist eine Möglichkeit, die gedacht werden kann. Falls sie nicht missbraucht wird (was mehr als wahrscheinlich ist) hoffe ich, dass sie zum Denken anregt. Zum Finden neuer Lösungen für neue Probleme mit den alten, lernresistenten, Primaten die sich anmassen, sich Mensch zu nennen. Ich bemühe mich immer noch und werde noch nicht einmal im Ansatz dem gerecht, was ich einen Menschen und Zivilisation bezeichnen würde. Deswegen Utopie. Klar, oder?

Präambel

Verantwortung ist unteilbar, wie das Gast- und Gastgeberrecht.

Als lebendes Wesen hat man mit dem Beginn des Lebens Verantwortung, ob man dies will oder nicht. Gegenüber den Eltern die einem Leben ermöglicht haben, gegenüber allen „Lehrern“, selbst wenn einem die Lektionen nicht gefallen haben, gegenüber der Gemeinschaft, die Leben überhaupt erst ermöglicht, gegenüber seinen Taten oder seiner Untätigkeit. Kindheit ist ein Privileg erarbeitet von einer Zivilisationsgemeinschaft, bei der Fehler nicht sofort mit dem Tod bestraft werden.

Es ist ein künstlich geschaffener Freiraum, der sicher willkommen ist, aber auf den es kein Recht gibt. Das Recht ergibt sich erst, wenn man selbst dazu beiträgt, diesen Freiraum zu gewährleisten und ihn nicht länger benötigt.

Sicher ist es möglich, dass einem andere helfen, eine schwere Bürde zu tragen. Wie der Volksmund sagt Geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber dies bedeutet nur eine um so grössere Verantwortung. Man ist nun auch verantwortlich für jene, die einem helfen oder geholfen haben, eine grosse Last zu schultern. Und es gibt keine Möglichkeit, die eigene Verantwortung für die Situation auf andere abzuwälzen. Ja, klar, wird ständig versucht und manchmal funktioniert es auch. Dank der naiven Hilfsbereitschaft wertvoller Menschen die so verdorben werden und es noch nicht einmal ahnen. Das Leben ist im Allgemeinen tragisch und manchmal sogar komisch.

Eine der ersten Errungenschaften auf dem Weg zur Zivilisation war die Definition des Gastrechts. Ich bewirte einen Gast, ich stelle im eine Unterkunft für den Moment und ich akzeptiere, dass der Gast nicht meiner Meinung sein muss. Aber wenn ich ihn nicht mag, bitte ich ihn am nächsten Tag weiterzuziehen. Und erwarte zu Recht, dass meine Gastfreundschaft höflich akzeptiert wird, wie auch die Aufforderung weiterzuziehen. Das Überstrapazieren von Gastfreundschaft ist ein erstes Warnzeichen, dass jene Person sich als etwas Besseres, als Elite, fühlt und so behandelt werden möchte. Warnzeichen bedeutet dass es auch andere Gründe geben mag. Das ist in der Verantwortung des Gastgebers, ob etwas vertieft wird und wie weit.

Gastrecht impliziert auch Gastgeberrecht. Sein Ort, seine Regeln. Es hindert einen niemand weiterzuziehen.

Die Macht jedweder Elite begründet sich auf der Ohnmacht des Volkes.

Es kann keine Elite ohne „Bodensatz“ geben. Es bedarf eines Volkes damit überhaupt eine Elite etabliert werden kann. Es ist, leider, die Aufgabe des Volkes Eliten zu kontrollieren oder besser noch, gar nicht erst zuzulassen. Was aber in das Dilemma Quis custodiet ipsos custodes (Wer bewacht die Wächter) führt und gleichzeitig eine Elite installiert. Die Elite die entscheidet was Elite ist.

Zugleich führt dies in ultima ratio, also letztendlich, dazu, dass kein Volk von den Sünden ihrer Eliten freigesprochen werden kann. Um die Tradition Volkesmund tut Wahrheit kund zu ehren, heisst das einfach gesagt: Mitgefangen, mitgehangen.

Wer Eliten durch seine gewählte Ohnmacht (ist doch umsonst, was kann da schon passieren, interessiert mich nicht …) ermächtigt, ist mitverantwortlich für die Taten die begangen wurden.

Was du nicht willst, das man dir tu, dass füg auch keinem anderen zu.

Diese „goldene“ Regel wird sowohl in vielen Religionen, wie auch im Kategorischen Imperativ von Kant verwendet. Es ist relativ unwahrscheinlich das eine solch alte Regel falsch ist. Obwohl sie schwer einzuhalten ist. Oft scheint die Vorstellungskraft begrenzt was die eigene Existenz und Folgen betrifft.

Die Christen haben das wagemutig um die Instant-Karma-Version (passiert nur sehr selten) erweitert, indem sie sagten, tue anderen das was dir getan werden soll. Prognosen in die Zukunft und so. Gut gemeint, sicherlich. Aber auch vermessen auf eine bestimmte Art und Weise, Erwartungen weckend, die möglicherweise nicht erfüllt werden, was meist zu Ärger, Zorn und Rachsucht führt.

Kant meinte dagegen, das Gesetz an sich wäre ultima ratio, der Weisheit letzter Schluss. Mit Gesetzen und Bürokratie bin ich im Hader. Es geht mir wie den kleinen freien Männern bei Terry Pratchett. Gut, wenn man eine Kröte hat, die mal Anwalt war. Aber nicht hilfreich. Ein Versuch zu strukturieren. Ja. Ohne Erfahrungen hat man nichts. Insofern sehe ich geschriebenes Gesetz als Zwischenstufe. Geschrieben bedeutet ja schon den Ausschluss aller die nicht lesen und schreiben können, sofern ich nicht sicherstelle, dass alle dies können. Alle! Ja, es gibt Regeln, abhängig von Gemeinschaft, Situation und Lokation. Doch keiner muss dies als schriftliches Gesetz formulieren um Macht über andere zu erringen. Insbesondere jene die nicht gut lesen und entsprechend verstehen können.

Entwurf

Es gibt kein Anrecht auf Besitz.

Der Mensch wird nackt geboren und nackt geht er wieder. Alles was über die Notwendigkeit des eigenen Lebens hinausgeht, kann nicht als Eigentum deklariert werden. Selbst die Kleidung kann ein Mensch nicht mitnehmen, wenn er vom Leben zum Tod wechselt. Es sind Leihgaben. Besitz ist ein Zustand, eine Leihgabe. Besitz bedeutet nicht Eigentum. Und Eigentum ist unmöglich, wenn es kein Recht auf Besitz gibt.

Aus diesem fehlenden Anrecht ergibt sich zwingend ein Friedensgebot, denn jede Gewaltanwendung ist nichts anderes als Machtausübung über eine andere Person und somit de facto eine nicht zulässige Inbesitznahme dieser Person.

Ebenso folgt daraus, dass es keine dauerhaften übergeordneten Organisationsstrukturen geben kann, da dies wieder eine Inbesitznahme der betroffenen Personen bedeutet. Menschen haben sich immer schon organisiert, auch ohne Herren. Kein Besitz bedeutet auch keine Herren. Temporär und extrem kurzfristig sind übergeordnete Strukturen vielleicht sinnvoll, auf Dauer immer schädlich für den Menschen, Gemeinschaften und ein friedliches Miteinander.

Weiterhin bedingt dies die Maxime Arbeit ist ein Gemeinschaftswert. Nebenbei löst es das Produktionsmittelproblem von Marx. Da niemand Produktionsmittel besitzen kann, kann niemand diese Produktionsmittel zur Knechtung anderer einsetzen oder „Mehrwert“ abschöpfen.

Auch die Eigenschaft von Geld ist davon betroffen: Geld ist kein Wert an sich. Da Geld nicht in Besitz genommen werden kann, hat es nur eine Tauschfunktion. Zins und Zinseszins machen nur Sinn, wenn das Geld als Besitz und Wert an sich betrachtet werden kann. Zwangsläufig muss Tauschwährung an Wert verlieren, ebenso wie eine Ware über die Zeit verdirbt oder funktionsuntüchtig wird.

Jede temporäre Aneignung wird dadurch zu einem Gemeinschaftsthema. Die Verfügungsgewalt über einen Acker oder ein Werkzeug ist ein temporäres Mandat der Gemeinschaft, die ihr Placet dazu gibt und bedingt einen entsprechenden verantwortungsvollen Umgang. Ebenso ist es im Interesse der Gemeinschaft jenen die entsprechende Verfügungsgewalt zu geben, die aktuell die beste Eignung und somit den grössten Nutzen für die Gemeinschaft haben.

Individualität ist kein Besitz sondern eine Eigenschaft. In diesem Sinne begründet sie kein Vorrangrecht gegenüber anderen. Implizit ergibt sich daraus so etwas wie Toleranz.

Letztendlich, aber nicht abschliessend, verbietet es sich damit auch im „Besitz“ der Wahrheit zu sein. Was durchaus der uns bekannten Realität entspricht. Wir machen mehr oder weniger solide Annahmen, aber wir kennen die Wahrheit nicht. Wir wissen noch nicht einmal ob unsere „Erinnerungen“ korrekt oder Konfabulation sind.

Mache die Dinge so einfach wie möglich – nicht einfacher.

Besser als Einstein kann ich das nicht auf den Punkt bringen. Manches ist komplex, es zu vereinfachen wird dem nicht gerecht und stellt keine Lösung dar.

Daraus kann direkt abgeleitet werden, dass die jeweilige Gemeinschaftsgrösse so klein wie möglich sein sollte. Jede grössere Struktur führt zu zusätzlichen Verwaltungsaufwänden und unnötigem Energieverbrauch, sofern die Struktur permanent wird. Dinge werden unnötigerweise komplex gemacht, da sich Komplexität zwangsläufig aus zunehmender Grösse und den damit einhergehenden exponentiellen Möglichkeiten entwickelt.

Weitergedacht ergibt sich daraus auch das Subsidaritätsprinzip, welches besagt, dass eine Aufgabe jeweils von der kleinstmöglichen Einheit zu erledigen ist, die dazu in der Lage ist. Ebenso wie der Punkt, dass grössere Einheiten aufgelöst werden, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt haben, da sie die Komplexität erhöhen, wenn sie permanent vorhanden sind. Zudem ist die Gefahr des Machtmissbrauchs höher zu bewerten als der zu erwartende Nutzen. Ausserdem kollidiert es mit dem Grundsatz, dass es kein Anrecht auf Besitz gibt.

Was man vielleicht übersehen kann, ist der Umstand, dass damit bestimmte aktuelle „Berufe“ keine Rechtfertigung mehr haben. Wozu braucht es Juristen, wenn die Regeln für jeden verständlich sind? Wozu braucht es Politiker, die Geld kosten und die Komplexität erhöhen, heutzutage auch noch ohne Ahnung vom Thema, man kann ja einen „Spezialisten“ engagieren? Warum nicht gleich den Spezialisten nehmen? Warum überhaupt Spezialisten? Ist das Thema komplex genug?

Vielfalt statt Einfalt.

Was so griffig daherkommt ist vielleicht der schwierigste Punkt von allen. Daraus ergibt sich unmittelbar das Recht auf Leben. Für jedes Lebewesen, auch den fiesesten Virus. Das Primatenerbe lässt sich nicht verdrängen, also werden wir eine Mücke die uns angreift vielleicht töten bevor uns bewusst wird, was wir tun. Und auch selbst dann. Das ist nicht der Punkt.

Der Punkt ist, statt Ausrottung als Strategie zu verwenden, werden wir gezwungen sein Möglichkeiten der Symbiose und getrennter Lebensräume zu testen oder andere Strategien zu finden.

Ebenso führt dies zu der Erkenntnis: Es gibt keine Sicherheit. Militär wird damit ebenso obsolet wie Versicherungen. Eine Gemeinschaft ist immer auch gleichzeitig die Wehrgemeinschaft, wenn es notwendig wird. Es gibt tausende von Möglichkeiten eine Gefahr abzuwehren, ohne zur Keule oder zur Waffe greifen zu müssen. Siehe auch Sunzi, Kosten des Krieges.

Weiterhin bedeutet es, dass jede Gemeinschaft unterschiedliche Regeln des konkreten Zusammenlebens haben kann. Wie auch Lebewesen jeweils unterschiedliche Regeln haben. Und diese auch anpassen. Das ist quasi schon ein Zwang zu einem Mindestmass an Toleranz, weswegen ich diesen Punkt als schwierigsten betrachte.

Nachwort

Natürlich ist mir bewusst, dass dies alles im Moment Utopie ist. Und nicht möglich scheint. Orwell hätte es wahrscheinlich auch nicht für möglich gehalten, dass sich Menschen freiwillig der Überwachung ausliefern. Auch ist mir klar, dass diese drei Regeln sich nicht immer ergänzen sondern auch widersprechen können. Aus diesem Grund habe ich sie bewusst so geordnet. Vielleicht sollte man diese Ordnung aber auch ignorieren, da jeder Punkt für sich eine Berechtigung hat und die Abwägung zwischen den Gemeinschaften getroffen werden muss, die mit einem konkreten Fall beschäftigt sind. Wo Licht ist, ist auch Schatten und manchmal sogar eine prismatische Erscheinung (Regenbogen ist zu sehr politisch instrumentalisiert).

Wichtig erscheint mir der Punkt es auf drei allgemeinverständliche Regeln zu beschränken. Wer, ausser jene die von Priestern gedrillt wurden, kann aus dem Stegreif die zehn Gebote aufsagen? Drei schafft jeder, zumindest jeder, der in einer Beziehung zum Christentum aufgewachsen ist.

Schwieriger wird es bei der Frage der Anpassung. Die Regeln sollten einfach und verständlich sein. Es sollte nicht notwendig sein, dass jemand studieren muss, um die Regeln zu verstehen. Ausser die Weltbevölkerung ist insgesamt so gebildet, dass sie weiterhin die Regeln ohne fremde Hilfe versteht und anwenden kann. Ich halte nichts von Zusatzparagraphen, sind sie doch meist nur Einschränkungen im Sinne der Machtausübung. Selbst denken und handeln, statt nach Verkehrszeichen zu suchen und diese als Totem einzusetzen.

Es mag sein, dass es nach plakativen Sprüchen aussieht, die aus dem nächstbesten Bullshit-Bingo stammen. Vielleicht ist es auch so. Allerdings widerspricht jeder Punkt ganz gezielt dem gegenwärtigen Konsens darüber, wie die Welt zu sein hat. In jedem Punkt ist ein anarchistischer Teil enthalten, der es offen lässt, wie die jeweilige Gemeinschaft ihre Angelegenheiten regelt.

So mag eine Gemeinschaft Produktionsmittel verpachten, zuteilen, was auch immer. Kommunismus und Sozialismus sind auch nicht das Gelbe vom Ei, geschweige denn, dass ich wüsste, was jeweils richtig ist. Ich weiss nur, dass wir es seit ein paar tausend Jahren versuchen und bestimmte Konzepte weiterhin wiederholen, obwohl wir wissen könnten, dass es so nicht geht. Die „Indianer“ nannten das wohl ein totes Pferd reiten.

Insofern plädiere ich dafür neue Fehler zu machen und wenn möglich auch daraus zu lernen. Ebenso plädiere ich dafür, dass die Diskussionsteilnehmer kein gutes Haar an mir lassen und diese Utopie fachgerecht zerlegen und auf die Problemstellen aufmerksam machen. Mitlaufen und Hurra schreien halte ich nicht für eine Form der menschlichen Weiterentwicklung. Fehler machen, sie überleben und daraus lernen dagegen schon.

In diesem Sinne: Fröhliches Finger-in-die-Wunde-legen.

Meta AI Trainingsdaten – Widerspruch möglich?

Es zuckt der Zwerg im Berg beim Widerspruch …

Nach der Meldung bei golem KI Training Widerspruch bei Meta noch möglich dachte ich mir: Mist, ich hab ein Seuchenphone mit Whatsapp wegen der Familie, dass ist doch auch Meta?

Gedacht, getan, ich machte mich auf die Suche nach einer Widerspruchsmöglichkeit bei Whatsapp. Facebook und Instagram habe ich schon lang verschrottet, dass sie meine Daten wirklich gelöscht haben, glaube ich eher nicht.

Auf dem Handy und auch später im Netz, brauchte ich gefühlte Stunden um zu diesem Whatsapp Link vorzudringen: https://www.whatsapp.com/contact/forms/382532939919295/

Da muss man erstmal auswählen, dass man der Datenverarbeitung widersprechen will, natürlich auf Englisch, spricht ja jeder, um dann unten einen Knopf mit Widerspruch zu sehen. Das mit Englisch kann sein, weil ich meinem Phone und Browser fast alles verbiete und nur ab und an Optionen freischalte.

Also klicke ich den Knopf an und sende ab, bekomme sogar eine E-Mail

Thanks for your message.

In order for us to review your objection, please reply to this email with the following information:

– What information processing you are objecting to. Your right to object applies where we rely on legitimate interest to process your information.
– How WhatsApp’s processing of this information impacts you (example: what rights and freedoms you believe are impacted by the processing and why)
– Any additional information you believe will help us review your objection (optional)

We may ask you for more information if your request is incomplete.

Thanks,
WhatsApp Privacy Operations

Ach ja, hatte ich erwähnt, dass mir die Website eine afghanische Vorwahlnummer vorschlug, fand ich auch nett, war ich noch nie.

Ich also, frohen Mutes, formuliere meine Antwort äusserst knapp, da ich verärgert war, dass man dazu meine E-Mail wollte. Ich habe mit Absicht mein Seuchenphone nicht mit einer E-Mail verknüpft.

„Being still german, according to european law, I will not and never allow that any data from me are used for Meta AI training.“

Behalte mir auch vor, wegen der E-Mail den Datenschutzbeauftragten zu kontaktieren, wie auch wegen der schwierigen Auffindbarkeit des Widerspruchs.

Und zack, bekomme ich eine Antwort. Von meinem Provider:

Undelivered Mail Returned to Sender

The mail system

<case++aazrysrswgmsxg@globalprivacyops.whatsapp.com>: host
smtpin.vvv.facebook.com[69.171.251.251] said: 554 5.7.1 POL-P6 Message
refused
https://www.facebook.com/postmaster/response_codes?ip=80.74.155.3#POL-P6
(in reply to end of DATA command)

Summa summarum habe ich mit dem Widerspruch einiges erreicht. Meta kann jetzt mein Seuchenphone mit einer E-Mail verknüpfen. Das ist doch auch etwas. Es heisst ja immer man soll die Sachen positiv sehen.

Da die meisten in der Lock-In Falle sind, zu viele Freunde, Bekannte, Kontakte auf einer Plattform, macht hier nicht mal Threema oder ähnliches Sinn. Cory Doctorow hat auf seiner Website einiges Interessantes dazu geschrieben.

Abgesehen davon ist es für einen Endanwender völlig undurchschaubar, welche Fesseln er sich mit den neuesten AGBs anlegt, geschweige denn die Geduld und sprachliche Fähigkeit zu haben, sich durch den Blabla zu klicken bis man auf einen klitzekleinen Link namens Formular, nicht Widerspruch stösst. Und selbst die EU kann da niemanden retten. Wohlgemerkt, nur wer in UK oder EU lebt, hat Recht auf Widerspruch. Muss man sich schön bitter langsam auf der Zunge zergehen lassen.

Wir werden entmündigt, je mehr wir das Spielzeug benutzen, dass uns auch noch zu hohem Phone-Preis hingeworfen wird.

Wie hiess es nochmal: Kann man machen, muss man aber nicht!

P.S.: Ja meine Schuld, ich bin Purist. Habe auf meinen Phones nur Sachen die mit Telefonieren zu tun haben. Kein E-Mail, minimaler Browser, alle Apps, die ich nicht brauche, entfernt. Wahrscheinlich wäre die E-Mail durchgekommen, wenn sie von meinem Phone gekommen wäre. Aber da gehört E-Mail nicht hin. Nicht auf ein Seuchenphone und auch nicht auf andere Phones. Ausserdem hätten sie mich auf Whatsapp anschreiben können, denn um diese App ging es ja.

Wer jetzt nicht für den Frieden aufsteht, wird im Kriegsgrab liegen!

An die Generationen, denen die Zukunft gehört. Ein Weckruf.

Es sind nicht nur meine Kinder und Enkel um die es geht. Es sind die Kinder und Enkel aller Eltern. Es ist das menschliche Leben, das mir mehr wert ist als der Tod. Die zynischen Kriegsspiele und Hochrechnungen von möglichen Opfern kann ich weder menschlich noch moralisch nachvollziehen. Jene, die andere opfern wollen, sollen bitte mit gutem Beispiel vorangehen.

Es sind wieder einmal Zeiten, in denen alle menschlichen Werte wie Mitgefühl, Vergebung und Hilfsbereitschaft über Bord geworfen werden. Mithilfe jener, die diese Werte predigen. War da was mit christlichen Parteien? Du sollst nicht töten?

Ihr, Kinder und Enkel der Welt, die ihr die Zukunft seid, es liegt jetzt leider an euch. Meine Generation und ich haben versagt. Wir waren nicht bereit dem was jetzt kommt Einhalt zu gebieten. Wir haben das Maul gehalten um euch eine zweifelhafte Zukunft zu eröffnen. Wir haben gehofft und gebetet, aber wir sind gescheitert.

Hätten wir euer Leben und euer Wohl einem nicht zu gewinnenden Kampf gegen Krieg und Macht opfern sollen? Im Rückblick vielleicht. Wenn ihr bereits Kinder habt, versteht ihr was ich euch sage. Ein nicht einfach lösbares Dilemma, das nichts als den höchsten Preis fordert.

Wir waren zu bequem und zu besorgt. Und jetzt habt ihr den Scheiss. Sorry, das war sicher nicht, was Eltern gedacht haben, als sie so handelten, wie sie gehandelt haben.

Und, zu meiner Schande, ich kann euch beim besten Willen nicht sagen, wie weiter. Habe zu viel versucht und bin zu oft gescheitert. Es liegt an euch über mich, eure Eltern, eure Situation hinauszudenken. Ein Armutszeugnis, ich weiss.

Möglicherweise hilft euch ein Blick zurück zum russischen Nihilismus etwas weiter, auch wenn es wenige historische Dokumente gibt, die nicht in russisch geschrieben sind und noch verfügbar sind.

Ich bin kein Historiker, aber so wie ich den russischen Nihilismus verstanden habe, war er keine philosophische Strömung, sondern eine Möglichkeit, Regeln neu zu denken. Die Ablehnung von Begriffen führte nicht dazu, dass man alles abgelehnt hat, wie es die Philosophie der Griechen nahelegen würde, man hat erkannt, dass Begriffe sinnentleert sind und versucht diese Begriffe neu zu prägen und auch zu ersetzen. Was auch etwas von dem um sich greifenden Woke-Faschismus hat, leider.

Die russischen Nihilisten waren eine der ersten Bewegungen, die Gleichberechtigung für Frauen denken konnte, Wohngemeinschaften, neue Formen der Beziehung und des gesellschaftlichen Miteinanders. Und sie konnten dies nur, weil sie sich von den damaligen Begrifflichkeiten gelöst hatten.

Wie diese simple Aufgabe, ein paar Punkte mit einer definierten Anzahl an Linien in Verbindung zu bringen. Man muss die Linie jeweils lang genug machen, über den scheinbar denkbaren Rahmen hinaus. Dann funktioniert es ganz einfach.

Man kann etwas nur neu denken, wenn man den alten Begriff nicht mehr gelten lässt, nicht mehr in der alten Dimension. Wobei man sich davor hüten muss, anderen etwas aufgrund dessen zu befehlen oder vorzuschreiben.

Dass die russischen Nihilisten eher als Terroristen in Erinnerung geblieben sind, denen nichts mehr etwas wert ist, halte ich für eine Geschichte, die von den Siegern geschrieben wurde. Erinnert etwas an das Andenken, dass wir über Vandalen haben. Aber darum geht es auch nicht und ich bin kein Historiker, der dass fachlich beurteilen könnte.

Es geht darum, dass ihr Kinder und Enkel die aktuellen Begrifflichkeiten erstmal negieren müsst, um sie neu denken zu können. Ansonsten seid ihr in der Falle und es scheint kein Entrinnen zu geben.

Ob eure neue Wege bessere Möglichkeiten aufzeigen als die der russischen Nihilisten, mag die Zukunft zeigen. Und sicher werdet ihr genauso viele Fehler machen wie eure Eltern und Grosseltern. Diesem Schicksal kann man sich nicht entziehen.

Aber wenn ihr nicht wollt, dass eure Kinder und Enkel zu Kriegsressourcen und Kriegsleichen werden, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt aufzustehen. Wenn auch etwas zu spät, da wir, eure Vorfahren, versagt haben. Es gesehen und nicht genug getan oder es nicht gesehen. Es spielt keine Rolle, dass Hier und Jetzt fragt nicht nach dem Verursacher. Es ist.

Vielleicht könnt ihr euren Eltern auch so zeigen, dass es anders geht und das ihr ein kleines bisschen besser seit als eure Eltern. Was mehr will man als Vater oder Mutter denn, als dass die Kinder einen übertreffen und bessere Möglichkeiten finden als man selbst?

Ich gehe gern mit auf eine Demo. Bin dankbar für Sitzgelegenheiten. Ihr könnt mich dann gern in die erste Reihe schieben, wo ich den Polizisten erfolglos ins Gewissen reden werde. Aber ich kann das nicht mehr organisieren. Nur versuchen, meine Schuld im Rahmen meiner Möglichkeiten abzuarbeiten.

Wartet nicht solange wie eure Eltern. Diese Hoffnung war vergebens und eine Hollywood-Illusion. Steht jetzt auf für Frieden, macht euch selbst stolz und vielleicht auch eure Eltern.

Steht jetzt auf für den Frieden!

Ein paar Links zum russischen Nihilismus (Wayback Machine, also möglicherweise auch nicht mehr lang verfügbar):

Sergius Stepniak on Nihilism and Narodnichestvo

Ivan Turgenev: Väter und Söhne

P.S.: Kleines Beispiel von Turgenev. Im zweiten Kapitel ist eine Fussnote, die erklärt, dass man vormals entweder die Endung „off“ oder „eff“ angefügt hat und das dies ausreichte um Ehrbezeugung klarzumachen. Aber mittlerweile waren „eff“ und „off“ nur noch für Geringere üblich. Es war höflich „witsch“ anzufügen, eine Endung die sonst nur dem höheren Adel gewährt wurde.

Es war eine erste Verwischung der „gedachten“ Grenzen. Ich adle dich, durch den Namen, den ich dir gebe. Wer auch immer du bist. Ich schätze den Wert der Endung „witsch“, aber ich bestimme, wen ich als würdig erachte.

Und es ist auch eine Infragestellung. Warum brauche ich „witsch“, wenn „eff“ und „off“ doch ausreichend waren?

Genug Stoff, darüber nachzudenken.

Der Lichtbringer – die andere Version

Um schon vorher diejenigen zu besänftigen, die gläubig in der einen oder anderen Richtung sind, nein, ich meine und behandle nicht Satanisten oder andere Glaubensrichtungen die aufgrund des aktuell vorgegebenen Dogmas entstanden sein mögen.

Ich bemächtige mich meines Verstandes und denke, in einer Zeit in der Desinformation sichtbar hervortritt (sie war schon immer da, der Sieger schreibt die Geschichte) über grundlegende Legenden nach. Und ich werde nicht zitieren, denn ein freier Geist mag Wissen konsumiert haben, aber die Gedanken, die daraus erwachsen sind sein Eigen.

Insofern lade ich jeden ein, Quellen zu präsentieren, die mich widerlegen oder bestärken. Wobei ich noch nicht mal eine Intention habe. Falsch, ich versuche die Welt zu verstehen, diese Intention habe ich definitiv.

Zum Thema. Lucifer, was übersetzt der Lichtbringer bedeutet, ist auf den ersten, auch auf den zweiten und dritten Blick so etwas wie das personifizierte Böse. Die Griechen hatten da was, war es Prometheus, ein Lichtbringer der ersten Stunde, der da an den Fels gekettet wurde während ein Adler seine Leber immer wieder gefressen hat und sich diese dann regnerierte? Weiss es nicht mehr so genau, aber einen gab’s und ich wette auf Prometheus.

Ach ja, Shaitaan ist da noch eine andere Qualität, da kenn ich mich nicht so aus, bleibe bei den Griechen, Römern und dem christlichen Glauben. Buddhismus ist ja ne ganz andere Nummer. Vielleicht.

Also, nur für Spass, wie Harald Lesch öfter meinte, nicht das ich alle seine Positionen teilen würde, nehmen wir mal an, es gäbe eine göttliche Einheit, Dreifaltigkeit, was auch immer. Schöpfer finde ich da einen durchaus passenden Begriff. Man schöpft aus den Möglichkeiten und lässt etwas entstehen. Es schliesst nur bedingt eine Verantwortung für die Schöpfung ein. Diese Verantwortung bedeutet auch Freiheit für die Schöpfung. Sie eben nicht nach dem Ebenbild gestalten, sondern ihr die Wahl zu lassen. Pure Vermutung und Fiktion, ist schon klar, aber ich bin bei der Fiktion, der Vorstellung des Möglichen.

Wir haben also, kurz gesagt, wenn wir bei den monotheistischen Religionen bleiben, einen Oberchef, einen den wir verantwortlich machen.

Kennt man, wenn man Kinder hat, ob man es will oder nicht, man wird verantwortlich gemacht. Was durchaus korrekt bis zu dem Punkt ist, an dem die neuen Wesen flügge sind, man war ja an der Schöpfung beteiligt und konnte nicht fragen, willst du das? Und man fühlt sich ja weiter verantwortlich, auch wenn man nichts mehr tun kann, ausser beobachten, mitfühlen, helfen und trösten.

Aber nehmen wir an, es ist so, wir haben einen Oberchef der die Verantwortung trägt, egal wie schwer sie wiegen mag. Muss echt ein willensstarkes Wesen sein, aber geschenkt. Der erschafft dann so mal eben seine Engel und Boten. Okay. Angenommen.

Und dann schickt er den Lichtbringer und andere ins Universum. Um was zu tun? Es werde Licht etwa?

Und, als ob Douglas Adams, Gott oder wer auch immer habe ihn selig, es geschrieben hätte, materialisiert sich auf einem blauen Planeten, in einem entfernten Arm der Galaxis, ein Kult, der jene verdammt, die von ihrem Gott höchstpersönlich gesandt wurden?

Ist doch komisch, oder? Selbst wenn Gott und Lucifer im Streit sind oder waren, wie kann Gottes Liebe, wie kann die Liebe eines Elternteils einfach aufhören? Selbst wenn das Kind die verwerflichsten Dinge tut.

Doch wenn ich ein Kind Lichtbringer nenne, diesem Kind quasi per Namen die Aufgabe zuteile, Licht in das Dunkel zu bringen, so grausam es auch sein mag, wie kann ich mich abwenden, wenn es mein Geschöpf ist?

Und, das ist dann die interessantere Frage, warum ist die Fraktion so gross, die denjenigen bekämpft, der per Namen die Pflicht hat, das Licht zu bringen?

Und warum ist die Fraktion auch nicht gerade klein, die die verzerrte Version des Lichtbringers verehrt? Stichwort Satanisten.

Wenn wir uns vor Augen halten, dass „Sieger“ die Geschichte schreiben, dann müssen wir uns doch auch fragen, wie hätten die „Verlierer“ die Geschichte vielleicht erzählt.

Es sei nur an Vandalismus erinnert. Die Vandalen waren ein wehrhaftes Volk und alles was sie wollten, war eine Passage durch ein Land, dass ihnen ebendies verwehrt hat. Nicht zum Vorteil des Landes. Vandalen waren durchaus gebildet, allein der Umstand, dass sie Rom die Stirn boten, auch noch erfolgreich, sollte einen stutzen lassen. Doch wie wird ihr Andenken heutzutage geehrt? Vandalismus? Gebildet sein?

Fürchten denn nicht all jene die finstere Gedanken hegen, dass Licht in diese Ecke gebracht würde?

Werden am Ende jene erlöst, die dem Lichtbringer folgten, ohne Satanisten zu sein. Wie sehr hatte Einstein doch bereut, eine der Grundlagen für die Atombombe gelegt zu haben. Nicht weil es falsch war, sondern weil es Wesen gab und gibt, die dies missbrauchen. Und man im Irrtum liegt, wenn man glaubt, es gäbe sie nicht.

Und schon ist man im Dilemma. Man hat eine Erkenntnis. Soll man sie teilen oder soll sie im Dunklen bleiben?

Lucifer, mach ma Licht hier, möchte man rufen, aber man traut sich nicht.

Und nicht nur das, Einsteins Theorien haben die Grundlage gelegt für vieles was uns heute selbstverständlich erscheint. Wo Licht ist, ist immer auch Schatten.

Was jetzt etwas blöd ist bezüglich Lucifer. Der, der das Licht bringt, steht immer hinter der Fackel, also im Schatten. Erinnert irgendwie an archaische Rituale, wie den Überbringer der Botschaft zu töten.

Wenn man dann noch bedenkt, sofern man es erkennt, wie schnell heute Geschichte umgeschrieben und gelöscht wird – War das was bei Heise? Vom 2ten Weltkrieg will ich gar nicht reden, wer hat nochmal Auschwitz befreit? – und in welcher orwellschen Qualität Begriffe umgedeutet werden, nicht umsonst gab es eine russische Nihilismusbewegung, dann könnte man fast versucht sein, diese Dimensionen auch auf ältere Geschichten anzuwenden.

Also frage ich mich gerade, ob Lucifer, Prometheus, was auch immer, das sogenannte personifizierte Böse (eine verräterische Wortkombination) nicht der Schrecken jener ist, die den Willen zur Macht und zur Ausübung haben?

Erstaunlich auch, wie Bildung immer mehr degradiert und ausradiert wurde. Nicht nur in Deutschland. Wer braucht schon Licht, wenn man aus Sicht anderer besser verängstigt im Dunklen sitzt?

Denn Licht bedeutet Fragen. Die nicht sofort beantwortet werden können. Es deckt Dinge auf, die vorher nicht sichtbar waren. Und es erzeugt Schatten, die vorher nicht da waren.

Man kann solange wie man will auf eine Sonne schauen, man sieht nicht, was dahinter ist. Wenn eine Galaxie gross genug ist, kann man an den Rändern schauen, um Sachen zu entdecken, die dahinter liegen (vorausgesetzt man ist weit genug entfernt). Nennt sich Gravitationslinseneffekt oder so.

Nun gut, zurück zum Thema, ist Lucifer eigentlich sowas wie Jesus? Verwandt sollten sie ja sein, wenn sie auf den gleiche Schöpfer zurückzuführen sind.

Der Erste gescheitert und zerknirscht ob des um sich greifenden Missbrauchs der Erkenntnis, des Lichts. Der Zweite sich opfernd um zu ermahnen, dass das Licht einen Preis hat. Nennt sich Verantwortung.

Beide gescheitert im Moment. Aber die Ewigkeit kann ziemlich lang dauern.

Tja und dann kamen die Römer. Divide et impera. Welcher Gott konnte damit rechnen? Dass seine Lichtbringer gegeneinander aufgehetzt werden würden?

Ich möchte daran erinnern, es ist ein Gedankenspiel, ich weiss es nicht. Nur so nebenbei.

Ach ja, die Dreifaltigkeit, interessantes Konzept, zumindest mathematisch, Vater, Sohn, heiliger Geist. Ohne blasphemisch sein zu wollen, stelle ich mir die Frage, ob Lucifer, der Lichtbringer, eventuell der heilige Geist ist?

Könnte es sein, dass wir auf bestimmte Geschichten eher reinfallen, als auf andere? Das wir lieber mit Schwarz-Weiss (Zweifaltigkeit) als mit dem Leben (Dreifaltigkeit, das hat Graubereiche) klarkommen? Das wir lieber gern wissen, der ist der Böse, da kannste draufdreschen und keiner wird fragen?

Das wir uns gern die Geschichte erzählen, ich bin einer von den Guten?

Anmerkung: Warum komme ich auf solche Gedanken? Tad Williams ist nicht Schuld, aber ich lese gerade wieder seine amüsanten Bobby Dollar Geschichten.

Control Factor – Rezension

Gerade habe ich mal wieder Control Factor angeschaut. B-Movie, nix Besonderes, ich kontrolliere Menschen mit Gehirnwellen, klappt nicht so ganz oder vielleicht doch …

Der Film an sich? Geschenkt.

Falls man jedoch das Experiment macht, den Gehirnwellenblödsinn mit Medien und Social Media zu ersetzen, erzielt man doch erstaunliche, wie soll ich sagen, Parallelen.

Während der Film so vor sich hinplätschert und auch die Dialoge etwas dürftig sind, vermag der Film durchaus an einigen Stellen zu überraschen. Wie an der Stelle, als den Beiden erklärt wird, sie hätten den Test bestanden.

„Bravo. Der Ehemann findet seinen Mut um die Frau zu beschützen, die ihn betrogen hat. Die Frau bricht ihren Treue-Eid um ihr ungeborenes Kind zu beschützen. Beide habt ihr den Test bestanden. Eine Regierung wird nur immer dann funktionieren, wenn sie versteht, wen sie regiert.“

Ein überaus wichtiger Punkt. Denn jede Regierung scheitert, die den nicht versteht, den sie regiert. Sollte einem zu denken geben.

Schön auch der korrekt definierte Punkt der Arthaltung, dominant für jedes Leben. Und damit meine ich nicht nur Menschen und Tiere.

Ab hier kann man nahtlos anknüpfen an die Corona-Zeit. Ein Massen-Experiment mit, für die Herrschenden, erfolgreichem Ausgang.

Wie hiess es in dem Film? „In diesem Bezirk steigt die Aggressivität und Kriminalität um 80%, während alle anderen Bezirke ruhig sind.“ So oder so ähnlich. 80% ist auch zufällig ungefähr das, was heutzutage eine KI garantiert bringen kann.

Wir hatten bei Corona ähnliche Effekte. Die Menschen haben sich voneinander abgewandt. Familien gingen zu Bruch. Die Aggressivität selbst gegen Freunde, Verwandte, Brüder und Schwestern nahm zu. Und alles ganz ohne Kappen mit Kupferdraht, oder Alu-Hüte, wie man heute sagen würde. Ohne Sendemasten für Gehirnwellenmanipulation, sofern man die Sendemasten für Medien und Social Media aussen vor lässt.

Nur mit jenen, die den konsumierten Medien vertraut haben und der skeptischeren Fraktion. Es ist fast wieder an der Zeit den Nihilismus als Form des Widerstands aufzurufen. Im Sinne dessen, dass alle Werte und Begriffe keine Bedeutung und keinen Inhalt mehr haben.

Themenwechsel. Eine Sache, die Hollywood mit den Nazis gemein hat (ja, beide Punkte sind Pauschalisierungen), ist der Umstand, dass man sehr deutlich sagt, was man zu tun gedenkt. Nicht immer prominent in Szene gesetzt, aber man macht es klar. Klar genug, dass jemand mit Verstand die Dimension erfassen kann. Und meist ist es so ungeheuerlich, dass die Mehrheit es einfach ignoriert. Das glaubst du doch selber nicht, oder?

Und, nur um das nochmal zu erwähnen, Hollywood ist ein Propaganda-Medium erster Güte. Zumal es so subtil wirkt, dass der Frosch es geniesst, langsam gekocht zu werden. Jene Dynastien mit viel Geld haben einen langen Atem. Wie Warren Buffet richtig sagte, es herrscht Krieg zwischen Arm und Reich, ob sie gewinnen, da mag ich noch nicht darauf wetten.

Denn vom Sieger lernen heisst immer noch siegen lernen …

Den Teufel im Nacken

Immer wieder finde ich mich in Situationen, in denen ich mich fragen muss, welcher Teufel mich da geritten hat, dass ich mich so verhalten habe.

Da wäre zum einen meine Geduld, etwas das sich bei mir im Allgemeinen durch Nichtanwesenheit auszeichnet. Meine Geduld mit mir selbst und meinen Erwartungen. Nicht meine Geduld mit anderen. Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt sie, freundlich formuliert, irgendwo bei -3. Und ich weiss nicht warum das so ist.

Dann Erwartungen, Hoffnung, die mein Hirn sich so einfach macht ohne mich zu fragen. Zumal ich mit Ablehnungen immer so meine Schwierigkeiten habe und eher selbst zu früh ablehne, bevor ich abgelehnt werde. Einfach um mir den Schmerz, wenn schon nicht zu ersparen, dann wenigstens zu mildern.

Ablehnungen, scheint es, sind ein Momentum in dem Emotionsmix, den mein Gehirn und Körper produziert. Aber woran soll ich das jetzt festmachen?

Ach ja, verlieren im Spiel macht mir auch keine Freude. Ich habe mich zwar soweit diszipliniert, dass ich viermal in Reihe verlieren kann. Aber dann muss ich mich dem Spiel entziehen, sonst legt sich der Schatten meiner Unfreude auf meine Mitspieler.

Wenn ich grabe, kann ich sicherlich Eckpunkte ausmachen. Warum ich sie trotzdem nie losgeworden bin, kann ich nicht erklären und manchmal treibt es mich zur Verzweiflung.

Fangen wir mit der Kindheit an, Flüchtlingskind in Bayern unter Flüchtlingen, die aus dem Sudetendeutschen stammten. Wie man in Bayern üblicherweise zu Nichteinheimischen steht, ist schnell mit dem Begriff Saupreiss umrissen.

Allerdings war es uns Flüchtlingskindern eher egal, woher man kam, war doch klar, von dem Ort an dem man wohnt. Insofern waren erst im Kindergarten und der Schule solche Themen Konfliktpotenzial. Bei den Kindergruppen aus den jeweiligen Strassen war eher das Thema, welcher Gruppe man angehörte. Und es gab zumindest eine „natürliche“ Gruppe, der man angehörte. Man wohnt in der gleichen Strasse, Haus an Haus.

Meinen Eltern konnte ich es lange Zeit nicht recht machen, besonders als ich dann in der Jugend noch anfing in Richtung Hippie zu driften. Lange Haare, Flickenjeans und so weiter. So macht man das nicht. So funktioniert das nicht. Und so weiter und so fort. Natürlich waren sie besorgt, da mein Lifestyle meine Chancen schmälerte, es jemals „zu etwas zu bringen“, so wie sie die Welt wahrnahmen.

Allerdings half es auch nichts, dass mein Vater bestimmte, ich solle arbeiten gehen, statt studieren, wie viele meiner damaligen Lehrer vorschlugen. Also habe ich mich als Autodidakt durchgeschlagen, nach Erfahrungen mit Weberei und Druckerei. Bis ich so mit 50 meinen Master gemacht habe.

Ich glaube ich war so paarundvierzig als meine Eltern das erste Mal meinten, sie wären stolz auf mich und das was ich geleistet habe. Vielleicht hätte ich das etwas früher gebraucht. Wer weiss das schon?

Sich zuhause fühlen, war auch etwas, was ich immer vermisst habe. Ich habe mich in Gemeinschaften zuhause gefühlt, nicht an Orten. Mag die Unsicherheit und Ungeduld in mir verstärkt haben.

Zum Glück gab es in einem Ortsteil meiner Heimatstadt eine spezielle Schule, von denen es nur zwei in Deutschland gab. Was zu einem beständigen Strom von jungen interessanten Menschen geführt hat, die sich in meiner Heimatstadt auch nicht zuhause gefühlt haben.

Dann hatte ich arbeitsbedingt immer wieder Arbeitsplätze die letztendlich meine Lebensmittelpunkte neu bestimmten. Als Freizeitmusiker kommt man schnell mit neuen Lokalitäten klar, sobald man andere Musiker gefunden hat. Aber es ist Freundschaft und Stabilität abträglich. Nicht umsonst heisst es „aus den Augen, aus dem Sinn“.

Auch hier, an dem Ort, an dem ich beschlossen habe, mich dauerhaft für den Rest meines Lebens, niederzulassen, gibt es sehr viele Menschen, die mich schätzen, die sich freuen mich zu sehen, denen ich etwas bedeute.

Aber mein Innerstes traut dem weiterhin nur begrenzt. Viele Erfahrungen gesammelt zu haben kann ein Fluch sein, wenn man nicht in sich selbst ruht. Und das kann ich weiss Gott nicht von mir behaupten. Eher der Getriebene, der der Ruhe nicht traut.

Meine eigene Unsicherheit, gepaart mit einer Hypersensibilität für ablehnende Signale stürzt mich immer wieder in emotionale Verwirrung bis mich dann der Teufel reitet.

Als Autodidakt ist die übliche Erfahrung: Du wisst abgelehnt. Fertig. Bis du jemanden findest, der dir eine Chance gibt. Solange du dann in diesem Bereich arbeitest, wirst du einfach weiterempfohlen. Keine Prüfungen und Ablehnungen mehr, deine Arbeit spricht für dich. Bis man dann das Metier wechselt, was ich mehr als einmal getan habe. Dann heisst es wieder hunderte von Ablehnungen zu ertragen um einen zu finden, der dir eine Chance gibt.

Auf die Dauer wurde ich da empfindlich, habe mich schon früh, vielleicht oft zu früh, zurückgezogen, wenn es Signale gab, die ich schon kannte. Dabei habe ich natürlich immer vergessen, dass ein Signal (oder fehlendes Signal) nicht unbedingt das bedeutet, was ich hineininterpretiere. Ich bin extrem dünnhäutig geworden. Sozusagen.

Alles was ich weiss ist, dass ich das nicht mehr loswerde. Nein, Alter scheint bei mir nicht dazu zu führen, dass ich gelassener und geduldiger werde. Ist wohl das Gleiche wie mit meinem Jähzorn, ich konnte ihn zivilverträglich einhegen und nur für mich austoben, dort wo niemand betroffen ist, aber ich kann ihn nicht loswerden. Genausowenig wie meine Angst vor Ablehnung. Oder den Teufel, der mich immer wieder reitet.

Aber wie soll man jemanden finden, der Verständnis für einen hat, wenn einem selbst das Verständnis für sich fehlt? Komm her Teufelchen, spielen wir noch ne Runde?

Aber vielleicht muss ich ja noch weiter graben. Denn einige in meinem Umfeld hatten eine ähnliche Situation aber nicht meine Symptome. Doch hier habe ich nur Erzählungen von anderen, kaum eigene Erinnerungen.

Mir wurde erzählt, dass man mich als Baby schreien hat lassen. Gibt eine kräftige Lunge und Stimme, hiess es. Ja, meine Stimme ist kräftig. Mit meinen Brüdern wurde nicht so verfahren. Ich erinnere mich noch, ich glaube ich war vielleicht drei Jahre alt, wie ich in einem Kindergarten am Zaun stand und den ganzen Tag geheult habe. Vielleicht auch mehrere Tage. Bis mich die Eltern wieder aus dem Kindergarten genommen hatten, da ich nicht aufhörte zu flennen. Eine meiner frühesten Erinnerungen.

Komischerweise habe ich an die zweite Kindergartenzeit keine konkreten Erinnerungen, weiss aber, dass man mich diesmal aus dem Kindergarten genommen hat, weil ich so aggressiv war, Kinder verprügelt und Sachen demoliert habe. Möglich dass mein Jähzorn von daher kommt. Wenn die Wolke des Jähzorns den Geist vernebelt, kann man nicht mehr klar denken, erst recht nicht klar erinnern.

Selbst wenn ich annehme, dass meine Analyse in irgendeiner Form richtig wäre, ändert sich dadurch nichts. Es sind Ursachen in der Zeit, die nicht mehr zu ändern sind. Möglich, dass ich wie beim Jähzorn (man spürt das Gewitter vorher aufziehen, wenn man aufmerksam ist) mit meinem Minderwertigkeitskomplex und meiner Ungeduld Wege finde, diese zu entschärfen und zivilverträglich zu gestalten.

Auf mehr zu hoffen, in dem bisschen Lebenszeit, dass mir noch bleibt, wäre dann doch zu gewagt.

Bekenntnisse eines Feiglings

Tja, ich bin ein Feigling. Punkt. Basta. Keine weitere Diskussion euer Ehren.

Ich scheue es verletzt zu werden, auch wenn ich das oft auf verschiedene Arten wurde (wie die Mehrheit aller Menschen) und ich scheue mich andere zu verletzen (was man trotzdem aus Unwissenheit, Unverständnis oder Primatenhaftigkeit zwangsläufig tut).

Ich bin zu feige, eine Waffe in die Hand zu nehmen, wenn mir jemand befiehlt zu töten, aber nicht zu feige, um zu meinen Entscheidungen und Taten zu stehen und mich ggf. zu entschuldigen und auch nicht zu feige, Versprechungen nicht einzuhalten. Nennt sich Zivilcourage.

Aber das fällt einem nicht in den Schoss. Ich habe dies glücklicherweise früh durch meine Grossmutter väterlicherseits gelernt. Als ich zu Besuch bei ihr war, vielleicht war ich so gegen zehn oder zwölf Jahre alt, habe ich ihr heimlich Pralinen stibitzt, als ich gesehen hatte, wo sie versteckt waren.

Als meine Grossmutter den Diebstahl entdeckt hatte, stand sie vor mir, mit fragendem aber zu gleich traurigem Blick und fragte mich nur: Warum hast du denn nicht gefragt?

Ich bin vor Scham in den Boden versunken, theoretisch, physikalisch leider nicht möglich und habe mir ab dem Zeitpunkt geschworen, ich frage und sage vorher, bevor ich etwas tue. Und ich stehe dazu, was ich auch immer angestellt habe.

Natürlich habe ich meinen Schwur gebrochen, aber zu meiner Verteidigung, ach … drauf, ich versuche immer noch ihn soweit als möglich zu erfüllen.

Die einzige Gewalt die ich noch anwende, ist gegen mich selbst oder leblose Dinge gerichtet. Denn Aggression, als alter Pan Narrans, ist mir nicht fremd. Ich mag es nur nicht, wenn andere dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Deswegen bin ich schon in den Keller gegangen, um meine Wut auszutoben, damit ich Mitbewohner nicht belästige.

Ich habe auf meine Art gekämpft. Nicht heroisch, naja auf der Bühne manchmal vielleicht doch, eher im Versuch zu versöhnen, zuzuhören, mitzufühlen. Ich habe demonstriert und gestreikt, aber ich war feige genug, den Braten früh zu riechen, wo die Bullen den Kessel vorbereiten. Und nicht stark genug, dass die Anderen meinem Rat gefolgt wären. Oder meinem Gefühl. Mehr war es nicht.

Der Geschlagene sieht die Schläger schon von weitem. Und davon habe ich in meiner Kindheit genug abbekommen. Was kein Vorwurf an meine Eltern ist, sie waren bei weitem nicht so streng wie ihre Eltern.

Zumindest konnte ich den Kreis durchbrechen und habe meine Kinder nie geschlagen. Vielleicht sogar ein Fehler, wer weiss das schon so genau? Nachher ist man immer schlauer. Aber man ist immer im Jetzt und nie im Nachher.

Ich war mal ne zeitlang in der Terrorismusdatei, weil ich eine Seite des käuflichen Titanic-Magazins im Auto aufgehängt habe (sollte Zuckerberg verklagen, ich hab eigentlich Facebook erfunden, nur ohne Computer aber mobil, grinsesmiley). Jeder Grenzübertritt war nicht nur für mich sondern auch für meine Familie inklusive Kinder eine mehr als demütigende Erfahrung. Und dies über mehr als zehn Jahre. Demokratisches, schriftlich verbrieftes Recht, gilt halt nur, wenn man es nicht in Anspruch nimmt, eine bittere Lektion. Dafür habe ich sogar noch schriftliche Beweise aus dem Polizeipräsidium der entsprechenden Stadt.

Ich habe auch noch jede Menge weitere Ausreden, was ich nicht alles gemacht habe und was für ein toller Hecht ich doch bin. Nein, bin ich nicht. Weder toll, noch Hecht. Eher Lachs oder Forelle. Gut gegen die Strömung schwimmen ohne sich vom Bären erwischen zu lassen. Ein Feigling eben. Der halt noch lebt.

Und jetzt bin ich so alt und krank, dass die zweihundert Meter zum Einkaufen ein Marathon sind. Von dem Rückweg wollen wir gar nicht reden.

Könnte mich jetzt rausreden, dass es für Demos nicht so gut wäre, wenn ein alter Knacker dabei stirbt. Die heutigen Medien würden das zweifelsfrei ausschlachten, Lumpenpazifisten treiben alten Mann in der Tod oder so. Aber das ist auch nur Feigheit.

Ich habe immer noch nicht die Grösse meiner Grossmutter väterlicherseits, einfach loszulassen. Bewusst. Sie konnte das. Darum beneide ich sie. Sie war mutig. Ich bin immer noch feige. Ein Feigling halt.

Vielleicht sollte ich vor dem Ende doch mal wieder auf ne Demo gehen, wahrscheinlich müsste ich die sogar noch selbst organisieren, um dann vielleicht dabei endlich loszulassen, egal was daraus wird. Aber es ist euer Leben, nicht mehr meins. Ich bin einfach zu alt für den Scheiss, so als Standardausrede eines bekennenden Feiglings.

Schau mer mal. Ich hoffe doch arg, dass die Hoffnung erst nach mir stirbt!

P.S.: Ich kämpfe weiterhin, als Feigling, für das Seelenheil meiner Mitmenschen und mein eigenes. Ich höre ihnen zu, versuche zu verstehen und bin oft überrascht, was da alles so aus dem tiefen Teich auftaucht und freue mich wenn man mir zuhört. Aber diese Form von Mut ist in dieser Gesellschaft keinen Heller wert. Daher bleibe ich gern und weiter ein Feigling, ein alternder Lachs, der auf den Bären wartet. Es wird weder für den Bären noch für mich ein erwartbares Erlebnis sein. Auch wenn es erwartbar scheint. Ein Blick kann immer noch mehr sagen als tausend Worte.

P.P.S.: Mit Schrecken sehe ich die Entwicklung in Deutschland und bin ganz nach Heine um den Schlaf gebracht. Kriegstüchtig war ich nie und wollte ich nie sein, diese Form der Feigheit (ich unterwerfe mich dem Militär) habe ich mir als bekennender Feigling nie zu eigen gemacht. Mögen sie mich standrechtlich erschiessen, wenn ich mich weigere Krieg zu spielen. Ist wenigstens ein schneller Tod.